Veranstaltungen: Berichte und Bilder 2008

 

Die Schönheit

Die Sinnlichkeit

Die Entdeckung

Die Ausstellung                         

 

Impressionismus ist weiblich 

Am 27.02.08 hatten wir Gelegenheit, die großen Malerinnen des Impressionismus erstmals in einer gemeinsamen Ausstellung kennen zu lernen: Berthe Morisot, Mary Cassatt, Eva Gonzalès und Marie Bracquemond. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt zeigt mit rund 150 Werken aus über 50 internationalen Museen, wie dem Musée d'Orsay, Paris, dem Metropolitan Museum of Art, New York, der National Gallery of Art, Washington, etc. sowie aus zahlreichen Privatsammlungen eine bisher noch zu wenig bekannte Seite des Impressionismus, nämlich die weibliche.

Die hier gezeigten Malerinnen erreichten nie die weltweite Popularität ihrer männlichen Kollegen – völlig zu unrecht, wie uns die Kuratorin der Ausstellung Dr. Ingrid Pfeiffer überaus lebendig und überzeugend bei einer Führung durch die elegant inszenierte Ausstellung zeigte, deren Werke sie in mehr als zwei Jahren zusammengestellt hatte. Die damaligen Künstlerinnen waren nicht minder begabt als beispielsweise Monet, Renoir, Manet, Sisley, Degas etc. Doch die öffentliche Meinung akzeptierte keine malenden Frauen, und in ihrer Ausbildung galten für sie andere Grundregeln. Die staatliche Kunstakademie École de Paris nahm erst im Jahr 1897 Studentinnen auf; bis dahin mussten sie auf speziell für Malerinnen ausgerichtete Schulen gehen oder sich um die Aufnahme in die Malerklassen bekannter Künstler bemühen – dies allerdings oft zum doppelten Preis wie ihre männlichen Kollegen.

Wenn eine Frau als Malerin Anerkennung fand, wurde besonders die "Weiblichkeit" ihrer Malerei herausgestellt. In der Tat haben sie ihren eigenen Charakter, wenngleich ihre Themen sich nicht von denen ihrer malenden Kollegen unterschieden: Alltagsszenen, Stillleben, Frauenporträts, Gärten oder Familienszenen. Nicht wenige Kritiker bezeichnen rückblickend den Impressionismus insgesamt als "feminine Kunst".

Berthe Morisot – und damit beginnt die Ausstellung - war vielleicht die Begabteste und "Impressionistischste der Impressionisten" unter den hier ausgestellten Malerinnen. Sie wird immer wieder mit Manet in Verbindung gebracht, war aber nie dessen Schülerin; beide beeinflussten sich gegenseitig. Geheiratet hat sie seinen Bruder. Ihre Bilder bestechen durch eine lichte Farbigkeit und lockere Malweise; sie bleiben oft skizzenhaft und wirken sehr duftig. äußerst selbstbewusst sagte sie einmal: "Ich glaube nicht, dass es jemals einen Mann gegeben hat, der eine Frau als absolut gleichgestellt behandelt hat, und das war alles, was ich immer verlangt haben – denn ich weiß, ich bin genauso gut wie die Männer."

Mary Cassatt war die Amerikanerin in Paris und schloss sich dort den Impressionisten an. Charakteristisch sind ihre bezaubernden Mutter-Kind-Bilder, Szenen in der Oper sowie Porträts - häufig älterer schwarz gekleideter Damen, wie die manchmal fast expressionistisch. Damit ist sie ihrer Zeit schon weit voraus. Besonders sensibel erscheinen ihre Pastelle. Später wendet sie sich - beeinflusst von japanischen Holzschnitten - grafischen Arbeiten zu. In Amerika wurde Cassatt schnell populär; dort ist ihr Werk gut erforscht.

Die Dritte im Bunde ist Eva Gonzalès – Modell und Schülerin von Manet, der sie auch porträtierte. Und ihre Werke erinnern in den Schwarztönen auch stark an den Maler. Sie malte zahlreiche Frauenporträts, Stillleben und Landschaftsbilder. Mit nur 36 Jahren starb sie nach der Geburt ihrs Sohnes an einer Embolie.

Die Malerin Marie Bracquemond, deren Werke den Rundgang durch die Ausstellung beenden, startete ihre künstlerische Karriere sehr vielversprechend. Von Degas entdeckt, malte sie stimmungsvolle Landschaften sowie durch die Bekanntschaft mit Monet entsprechend inspirierte Gärten und beteiligte sich an den Ausstellungen der Impressionisten. Die rund 40 in der Schirn gezeigten Werke – darunter auch zarte Aquarelle - sind die umfassendste Zusammenstellung ihrer Arbeiten seit 1919. Das Ende ihrer Laufbahn kam abrupt. Ihr Mann, ein erfolgreicher Porzellanmaler und Grafiker, neidete ihr den Erfolg und zermürbte sie mit seiner Kritik. Sie gab schließlich entnervt auf – ein Musterbeispiel für ein Rollenspiel, das viele Frauen in jener Zeit spielen mussten.

Das war – da sind wir uns alle einig – eine Ausstellung wie gemacht für uns Zontian! Ein MUSS! Schön, dass auch Zontian aus den anderen Clubs – sogar aus Saarbrücken – gekommen sind. Der Erlös dieser Veranstaltung kommt unserem Kunstpreis "zonta art contemporry 2008", unserem Förderpreis für junge Kunst, zugute, der am 8. März 2008 zum ersten Mal im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt, verliehen wird.

Ruth M. Nitz
Zonta-Club Frankfurt II Rhein-Main 

 

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